Meet our experts:
Oliver Henke // Haftpflichtversicherung Industrie

In our series "Meet our experts" we regularly introduce you to our experts from all areas of the Delvag Group. This time:  Oliver Henke. At Albatros Corporate Broker he is responsible for various insurance policies in different lines in connection with the area of non-aviation general liability insurance. In this interview, he talks about the complex roles of an insurance broker in international cooperation.

Oliver Henke

Oliver, würdest Du uns einen Überblick geben, welche Risiken von Albatros in der Haftpflichtversicherung abgesichert werden und was alles in Deinen Verantwortungsbereich fällt?

Ja, das mache ich gerne. Beim Albatros Firmenmakler arbeite ich im Bereich „Industrie“ und dort im Team „Corporate Broker Liability“. Unser Bereich betreut die konzernseitigen Versicherungsprogramme bzw. die für einzelne Konzern-Tochtergesellschaften bestehenden dezidierten Einzeldeckungen in den Sparten Allgemeine Haftpflicht (Non-Aviation), Verkehrshaftung, Kraftfahrzeug, Kfz-Dienstreisekasko, Rechtsschutz, D&O und Cyber und hält diese auf dem neuesten Stand. Darüber hinaus betreuen wir auch die Schadenabwicklung in den dazugehörigen Bereichen. 

In meinen persönlichen Verantwortungsbereich fallen vor allen Dingen die Themen (IT)- Vermögensschadenhaftpflicht, Kfz-Flottenversicherungen einschließlich Kfz-Dienstreisekasko, Rechtsschutz sowie Verkehrshaftung. Während das Kfz-Programm ausschließlich für in Deutschland zulassungspflichtige Fahrzeuge gemanaged wird, handelt es sich bei dem D&O bzw. Non-Aviation-Haftpflichtprogramm um jeweils internationale Versicherungsprogramme. 

Generell sind internationale Versicherungsprogramme im allgemeinen Haftpflichtbereich bei weltweit agierenden Konzernen sehr stark verbreitet und teilweise schon allein aus Compliance-Gründen notwendig. Komplex daran ist, dass man einen möglichst weltweit einheitlichen, breit aufgestellten und kosteneffizienten Versicherungsschutz erreichen möchte - dabei jedoch sehr unterschiedliche lokale Gesetzgebungen und Deckungsbesonderheiten zu berücksichtigen hat. Insofern versuchen wir grundsätzlich den lokalen Deckungsschutz für eine ausländische Tochtergesellschaft in dem betreffenden Land – insbesondere außerhalb des EWRs - gemäß des „Best Local Standard“ Prinzips über einen lokalen Versicherer zu installieren und eine umfangreiche Anschlussdeckung aus Deutschland heraus zu gewährleisten – sofern gesetzlich zulässig.
 

Das klingt spannend – was genau verbirgt sich dahinter?

Ein Unternehmen möchte seinen Versicherungsschutz weltweit möglichst einheitlich und koordiniert darstellen – sowohl von der Absicherung, den Kosten und vom Schadenhandling. Um den lokalen Haftungs- und Marktgegebenheiten Rechnung zu tragen, werden im Ausland individuelle Lokalpolicen implementiert, um für die im Ausland ansässige Gesellschaft insbesondere lokale Kapazitäten, einen risikoadäquaten Versicherungsumfang als auch ein lokales Vertrags-/Schadenmanagement vor Ort gewährleisten zu können. Die gesetzliche Haftung kann von Land zu Land unterschiedlich sein, auch landesspezifische Pflichtversicherungen und Steuerthemen rund um das Thema Prämienabrechnung spielen eine große Rolle – insbesondere vor dem Hintergrund der Compliance. 

Den Aufbau eines internationalen Versicherungsprogrammes könnte man sich vereinfacht dargestellt als einen Kuchen mit mehreren Ebenen vorstellen. Als Einzelgesellschaft möchte man natürlich den ganzen Kuchen besitzen, braucht hierzu jedoch eine Art Schutzschirm, da z.B. die komplette Deckungsstrecke des Programms auf dem jeweils lokalen Versicherungsmarkt nicht in voller Höhe bzw. zu angemessenen Kosten zur Verfügung gestellt werden kann. Insofern fällt der inländischen Anschlussdeckung als sogenannte Masterdeckung eine besondere Rolle zu.

Für den Lufthansa-Konzern haben wir als Inhouse-Broker Albatros ein weltweit integriertes und koordiniertes allgemeines Haftpflichtprogramm platziert, über welches die Deutsche Lufthansa AG einschließlich aller weltweit bestehenden Tochtergesellschaften (Mehrheitsbeteiligungen) Deckungsschutz genießt. Führender Risikoträger dieses Programmes ist ein international agierender Versicherer, der innerhalb seines weltweiten Fronting-Netzwerkes auch die partizipierenden lokalen Policen ausstellen lässt. Um eine Koordinierung des Programmes gewährleisten zu können, haben wir in einigen Ländern einen ortsansässigen Co-Broker hinsichtlich der Betreuung der Lokalpolicen vor Ort mandatiert.
 

Welche Rolle nehmen wir dabei für die Lufthansa Group ein?

Albatros fungiert als professioneller Inhouse- Versicherungsmakler als erster Ansprechpartner rund um alle Versicherungsthemen im Lufthansa-Konzern mit dem Ziel, optimalen Versicherungsschutz zu bestmöglichen Konditionen für alle versicherten Konzern-Gesellschaften zu platzieren. Ferner analysieren wir – über den gemeinsamen Risikodialog mit den Kunden – die individuelle Risikosituation & Entwicklung bzw. ermitteln den notwendigen Versicherungsbedarf jedes Kunden und passen den bestehenden Deckungsschutz an etwaige entstandene Risikoveränderungen „tailor-made“ an. Auf der anderen Seite betrachten wir jedoch auch die Gesamtrisikosituation des Konzerns als Einheit und bündeln diese im Rahmen der Versicherungsprogramme über eine gemeinsame Risikogemeinschaft. Denn Versicherung bedeutet immer auch Risikoausgleich im Kollektiv. 

Insofern verstehen wir uns als Teil des Risikomanagements innerhalb des Lufthansa-Konzerns und leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zur Risk Awareness auf Seiten der Gesellschaften. Wir  tragen damit zur Kostenstabilisierung innerhalb des Konzerns durch den Risikotransfer in eine Versicherungslösung bei.
 

Wie sieht deine Arbeit in der Praxis aus?

Ich stehe tagtäglich in engem Austausch mit unseren Kunden und den Versicherern, prüfe und diskutiere beispielsweise aktuelle Risikoentwicklungen und vertragliche Haftungsbesonderheiten, und stehe für fachlichen Austausch zur Verfügung. Nicht zuletzt monitoren wir auch die individuelle Schadenerfahrung innerhalb der Deckungen, insbesondere im Zusammenhang mit den „Renewals“ bzw. der Platzierung der Policen. Dazu kommen Aufgaben wie die Erstellung von Versicherungszertifikaten oder Rechnungen.  

Organisiert haben wir unser Haftpflicht-Team übrigens in Tandems - bezogen auf die einzelnen Policen bzw. Tätigkeiten. Das ist aus unserer Sicht essenziell z.B. zur Wahrung des 4-Augen-Prinzips, Einholung einer weiteren fachlichen Perspektive, verbesserter Abwesenheitsvertretung, etc.

Aktuell befinden wir uns beim Albatros Firmenmakler zudem noch in einem größeren Projekt zur Einführung einer neuen Maklersoftware. Wir sind also an vielen Stellen gefordert.
 

Wie schätzt Du die Risiken im Bereich Haftpflicht in Zukunft ein?

Nach Jahren des verhärteten Marktes, in welchem die Versicherer sich aufgrund des allgemein kritischen Marktumfeldes und der Rahmenbedingungen - insbesondere durch die wirtschaftlichen Auswirkungen im Zusammenhang mit der Corona Pandemie - gezwungen sahen, ihre Zeichnungsrichtlinien z.B. durch Reduzierung der Kapazitäten, Vereinbarungen zusätzlicher Vertrags-/Länderausschlüsse und erhöhter Selbstbehalte, Anhebung der Mindestprämien etc. anzupassen, erleben wir erfreulicherweise in einigen Sparten wieder Wettbewerb bzw. eine gewisse Erholung. 

Dennoch sehen wir auf der anderen Seite auch - insbesondere bei den Themen Inflation sowie dem Krieg in der Ukraine – Einschränkungen beim Versicherungsschutz bzw. Auswirkungen auf die Prämien-/ Schadenkostensituation in einzelnen Deckungen.

Zudem beeinflussen auch die individuelle Risikoentwicklungen innerhalb des Lufthansa-Konzerns (z.B. durch die Erschließung neuer Marktfelder und Erweiterung der Geschäftsmodelle) bzw. die Schadenentwicklung in den einzelnen Policen unsere Gespräche und Renewal-Verhandlungen mit den Versicherern maßgeblich. Insofern müssen bei unseren Vertragsverhandlungen sehr dynamisch und flexibel reagieren.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Über Oliver Henke
Oliver Henke arbeitet seit mehr als zehn Jahren bei der Delvag Gruppe. Nach seiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann und Studium zum Versicherungsfachwirt Ende der 90er Jahre war er zuvor auf Versichererseite in verschiedensten Underwriting-verbundenen Positionen im Industriebereich Haftpflicht-/Kraftfahrtversicherung für verschiedenste DAX-Unternehmen tätig. 2012 wechselte er dann zum Albatros Firmenmakler Industrie. Dazwischen sammelte er Auslandserfahrung in Australien und Neuseeland und ist seither bei seinen Kolleg:innen auch als Experte für „Down Under“ gefragt.

 

Interview: Andreas Brodesser, Corporate Communications Delvag Gruppe