Meet our experts
Sascha Schwank // Industry

In unserer Serie „Meet our experts“ stellen wir Ihnen regelmäßig unsere Expert:innen aus allen Bereichen der Delvag Gruppe vor. Dieses Mal: Sascha Schwank. Bei Albatros ist er mitverantwortlich für die Sach- und Ertragsausfallversicherung im Industriebreich. Im Interview spricht er über die Rolle der Albatros in der Lufthansa Group im Bereich Property Versicherung sowie über aktuelle und künftige Herausforderungen. 

Sascha Schwank

Sascha, würdest Du uns einen Überblick geben, welche Risiken von Albatros in der Sachversicherung im Industriebereich abgesichert werden und was alles in deinen Verantwortungsbereich fällt?

In meinen Verantwortungsbereich fällt an erster Stelle die Sach- und Betriebsunterbrechungs-Versicherung der Lufthansa Group. Zu den sogenannten Sachwerten zählen Gebäude, die sich im Eigentum von Lufthansa befinden, die Betriebseinrichtung sowie Waren und Vorräte. Hierunter kann man sich alles vorstellen, vom einfachen Bürostuhl über Werkzeuge und Ersatzteile, Flugzeugsimulatoren, bis hin zu großen Gebäuden wie das Schulungs- und Konferenzcenter der Lufthansa in Seeheim. Der zweite, im Schadenfall oft größere Baustein, ist die Betriebsunterbrechungsversicherung. Sie deckt die finanziellen Risiken der LH Group in Folge eines versicherten Sachschadens ab. Als Beispiel hierfür kann man den Ertragsausfall, fortlaufende Löhne und Gehälter, Mietzahlungen und einige andere Posten erwähnen. Darüber hinaus betreue ich in der Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung noch ausgewählte Drittkunden und Joint-Venture-Unternehmen. 

Auch die sogenannte Terrorversicherung fällt in meinen Verantwortungsbereich. Sie deckt die Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden in Folge eines terroristischen Aktes oder anderer politischer Gefahren wie Bürgerkrieg oder innere Unruhen ab, welche in der Sachversicherung ausgeschlossen sind. Die technischen Versicherungen runden das Portfolio von Albatros in meinem Bereich ab. Die größte Deckung in diesem Bereich ist die Wartungs- und Instandsetzungs-Versicherung für Gesellschaften mit sogenannten MRO-Tätigkeiten. MRO steht dabei für Maintenance, Repair und Overhaul.  Diese Versicherung sichert Beschädigungen am bearbeiteten Flugzeugteil durch Bearbeitungsfehler ab. Darüber hinaus fallen hierunter die Triebwerkprüflaufdeckung für Testläufe von Triebwerken, sowie die Maschinen- und Montageversicherungen für Einzelrisiken und Projekte.

 

Das ist eine ziemliche Bandbreite. Aber auch nachvollziehbar, da aus dem Betrieb eines internationalen Luftverkehrskonzern etliche Risiken entstehen. Welche Rolle nehmen wir dabei für die Lufthansa Group ein? 

Rein formal gesehen, sind wir der firmenverbundene Makler der LH Group und sind dafür verantwortlich, den Versicherungsschutz im Interesse der Group zu organisieren. Die viel spannendere Frage ist, wie man diese Rolle lebt! Aus meiner Sicht kann man unsere Rolle am besten als Risikomanager für den gesamten Lufthansa Konzern definieren. Unsere Aufgabe ist es die vorhandenen oder neu auftretenden Risiken zu identifizieren, zu analysieren, sie den Verantwortlichen im Konzern aufzuzeigen und abschließend im Bedarfsfall auch einzudecken. 

Konkret bedeutet das im Bereich der Sachversicherung zunächst einmal die Sachwerte aber auch die Unternehmenskennzahlen für die Betriebsunterbrechungsversicherung zu kennen und adäquat zu versichern. Es gibt aber auch immer Projekte wie z. B. größere Neubau- und Sanierungstätigkeiten oder der Umzug eines Simulators wo ggf. eine Bauleistungsversicherung, bzw. eine Transport- und Montageversicherung benötigt werden. 

Klar ist aber auch, dass nicht jedes Risiko im Konzern versichert werden kann und auch gar nicht versichert werden muss. Ein so solider Konzern wie die Lufthansa Group kann mit seinem guten Risikomanagement durchaus einen gewissen Anteil seines Risikos selber tragen. Es ist nicht wichtig, jeden kleinen Schaden abzusichern, sondern vor allem die Risiken, die im Schadenfall die Bilanz akut gefährden würden. Das kann zum Beispiel über adäquate Selbstbehalte in den jeweiligen Versicherungsverträgen funktionieren. Ein echter Meilenstein war hier mit Sicherheit die Implementierung einer Captive-Lösung im Bereich der Sachversicherung. Dies ist uns in sehr guter und enger Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen der Delvag Versicherung AG zur letzten Ausschreibung im April dieses Jahres gelungen, was uns am Versicherungsmarkt eine deutlich bessere Position verschafft hat. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal bei den Kolleg:innen für die gute Zusammenarbeit bedanken!  

 

Wie sieht deine Arbeit in der Praxis aus? 

Die Arbeit in der Praxis gestaltet sich oft sehr vielfältig und abwechslungsreich. Klar haben wir auch einiges an Tagesgeschäft. Von internen Abstimmungen, über Kundenanfragen bis hin zur Marktbeobachtung ist alles dabei. Was für mich immer sehr interessant und spannend ist, sind die weltweiten Brandschutzbesichtigungen, die wir gemeinsam mit den Versicherern durchführen. Durch Corona war das zuletzt etwas schwieriger, aber in Phasen auch wieder möglich. Hier lernt man nicht nur die verschiedensten Unternehmen und Ansprechpartner im Konzern kennen, sondern erhält auch einen guten Einblick in Arbeitsprozesse, sowie den organisatorischen und anlagentechnischen Brandschutz an den einzelnen Standorten. Solche Termine kombinieren wir auch gerne mit Jahresgesprächen oder begleiten die Einrichtung eines Brandschutzkonzeptes aktiv mit, um es auf die Anforderungen der Versicherer im Hinblick auf die Sachversicherung ausweiten. 

Dann gibt es natürlich noch die Ausschreibung größerer Verträge. Das läuft oft phasenweise und über mehrere Monate. Entweder als neues Projekt zur Absicherung bestimmter Risiken oder bei bestehenden großen Verträgen. Denn diese werden auch regelmäßig neu ausgeschrieben um für unsere konzerninternen Kunden das beste Verhältnis zwischen Absicherung und Preis herzustellen. Neue Projekte sind oft Bauvorhaben, bei denen eine individuelle Kombipolice aus Bauleistung- und Haftpflichtversicherung zum Einsatz kommt. Aber auch der Umzug von Flugsimulatoren ist ein komplexes Vorhaben, das wir oft begleiten. Hier ergeben sich Risiken an nahezu allen Meilensteinen vom Abbau über Transport bis hin zu Aufbau und Prüflauf. Das sichern wir dann zum Beispiel mit einer Kombination aus Transport- und Montageversicherung ab. 

Zusätzlich organisieren wir auch regelmäßig Kundenveranstaltungen wie z. B. den Industry Insurance Day, bei dem ich gemeinsam mit meinen Kolleg:innen involviert bin. Hier informieren wir unsere Kunden über das aktuelle Marktgeschehen, vergangene oder ausstehende Ausschreibung und alle Themen, die die LH Group von Versicherungsseite beschäftigen. 

 

Wie schätzt Du die Risiken im Bereich Sachversicherung in Zukunft ein? 

Ein zentrales Thema wird auch hier der Klimawandel und die damit verbundenen Risiken sowie Schäden spielen. Allein dieses Jahr haben die Flutkatastrophe in Deutschland oder auch die Brände in Griechenland gezeigt, mit welcher Schnelligkeit hier Situationen mit verheerenden Auswirkungen entstehen können. Die Abstände zwischen solchen Ereignissen werden immer kürzer und die Schäden gehen in die Milliarden. Hier sind Auswirkungen auf die Prämien zu erwarten. Das gilt auch für bestehende und kommende Lieferengpässen. Denn die führen z. B. zu erhöhten Baukosten, die es abzusichern gilt. Das trifft Kunden und Versicherer gleichermaßen. 

Grundsätzlich wird aus Sicht der Versicherer im Bereich Sachversicherung ein immer größeres Augenmerk auf das Thema Brandschutz gelegt. Für Unternehmen ist es daher wichtig, sich hier gut aufzustellen, um von guten Angeboten und Konditionen profitieren zu können. Es liegt natürlich auch im Eigeninteresse hier Risikomanagement zu betreiben, um Schäden zu vermeiden. 

Auch das Thema Eigentragungsmöglichkeiten wird Unternehmen in Zukunft noch mehr beschäftigen. Die Frage, was kann ich selbst absichern und was nicht ist nach wie vor zentral. Was auch ein Grund ist, warum das Captive-Modell aktuell mehr denn je eine Renaissance erlebt.  
 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Über Sascha Schwank
Sascha Schwank ist seit rund drei Jahren bei der Delvag Gruppe. Er war vorher rund fünf Jahre in verschiedenen Positionen im Bereich Property bei der REWE Group tätig bevor er im Juli 2019 dann zur Delvag Gruppe wechselte. Sascha ist ausgebildeter Versicherungskaufmann und hat sein Studium mit Abschluss Bachelor of Insurance Management an der TH Köln absolviert. In seiner Freizeit verbringt er nicht nur Zeit mit seiner Familie oder dem Sport, sondern ist auch leidenschaftlicher FC-Fan.

 

Interview: Philipp Schmid, Corporate Communications Delvag Gruppe